Einleitende
Bemerkung: Die Aktuelle Stunde wurde
von der ÖVP verlangt, daher habe
ich mich in meinem Rede-Beitrag nicht
nur damit beschäftigt, festzuhalten,
dass der Untersuchung seitens der
SPÖ ausreichend Raum gegeben
wurde, sondern darüber hinaus
aufgezeigt, wer in dieser Republik
tatsächlich für demokratiepolitische
Skandale sorgt - nämlich ÖVP
und FPÖ in dieser Bundesregierung.
Bemerken möchte ich noch, dass
meine Redezeit - wie in der Aktuellen
Stunde festgelegt - lediglich 5 Minuten
betragen hat.
Sitzung 45. Sitzung
des Gemeinderates vom 01.07.2004
Aktenzahl AST/02767/2004/0002-KVP/AG (Aktuelle
Stunde)
Betreff Die Behinderung der
Untersuchungskommission zum Pflegeskandal
durch die Wiener SPÖ - ein demokratiepolitischer
Skandal!
GR Siegi Lindenmayr
(Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte wegen der Wichtigkeit
noch einmal die Chronologie, die wichtigsten
Eckdaten festhalten. Es wurde Mitte
Mai einvernehmlich mit allen Fraktionen
und mit dem Vorsitzenden festgehalten,
dass am 24. Juni ein Schlussbericht
erstellt werden soll. (StRin Karin
Landauer: Hat es den Toten am Dachboden
gegeben oder nicht?) Am 14. Mai
wurde zu diesem Schlussbericht ein-geladen,
und - auch das wurde hier schon gesagt
- es wurde von den anderen Fraktionen
keine Änderung der Tagesordnung
verlangt. Das Schöne an der ganzen
Sache ist ja, dass diese Untersuchungskommission
öffentlich ist. Alle Protokolle
können im Internet nachgelesen
werden, alles kann nachgelesen werden,
jeder kann sehen und lesen, wer hier
jetzt tatsächlich die Wahrheit
und wer die Unwahrheit spricht, auch
wenn es hier von anderen anders dargestellt
wird. (Beifall bei der SPÖ.)
Anfang Juni wurde vereinbart, dass
bis 16. Juni jede Fraktion einen
Entwurf einer Gliederung erstellt.
Daran hat sich nur die SPÖ-Fraktion
gehalten, die anderen Fraktionen trotz
Urgenz nicht. In 10°Monaten 18 Sitzun-gen
und über 70 Stunden Tätigkeit
- hier wurde wahrlich alles untersucht,
was zu untersuchen gewesen ist! (StRin
Karin Landauer: Das kann ja nicht
Ihr Ernst sein!)
Eines ist schon festzustellen, nämlich
das Interesse der Oppositionsparteien.
Es hat einige Sitzungen gegeben, da
waren nicht alle bis zum Schluss anwesend.
Von unserer Fraktion waren alle bis
zum Schluss anwesend. Speziell von
der FPÖ war es öfters so,
dass ein Drittel gefehlt hat, war
es mehrmals so, dass ein Drittel gefehlt
hat. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Das ist das Interesse an dieser Untersuchungskommission
in Ihrer Fraktion gewesen: Ein Drittel
hat meistens gefehlt! (Beifall bei
der SPÖ. - GR Günther Barnet:
Wie viel ist ein Drittel ...?)
Für den Gipfel der Unverfrorenheit
halte ich es aber, dass gerade die
ÖVP diese Stunde hier verlangt
und von einem demokratiepolitischen
Skandal spricht. (GR Dr Matthias Tschirf:
Sprechen Sie uns das demokratische
Recht ab? Das ist ja unglaublich!)
Denn Ihr Landesparteiobmann, der auch
in der Regierung sitzt, sorgt seit
dem Jahr 2000 dafür, dass die
Demokratie in diesem Land mit Füßen
getreten wird. (Heftiger Widerspruch
bei der ÖVP.) Ich möchte
nur ein paar ganz kleine Beispiele
nennen. (Beifall bei der SPÖ.
- Heftige Zwischenrufe bei ÖVP
und FPÖ.) Demokratische Mitbestimmung
an den Universitäten - gestrichen;
Mitbestimmung der Sozialpartner an
der Gesetzgebung - gestrichen; Ergebnis
des Sozialstaats-Volksbegehrens -
nicht anerkannt; Ergebnis des Abfangjäger-Volksbegehrens
- nicht anerkannt; Aus-weitung geheimdienstlicher
Überwachung; Militärbefugnisgesetz.
Das ist der eigentliche demokratiepolitische
Skandal in dieser Republik! (Beifall
bei der SPÖ.)
Jetzt zu Wien: Im Jahr 2001 hat unsere
Fraktion hier, sicher auch gemeinsam
mit der ÖVP, eine Änderung
der Stadtverfassung durchgesetzt.
Wir haben viele Minderheitenrechte
in dieser Stadt durchgesetzt: Anträge,
Dringliche Initiativen, Prüfaufträge
ans Kontrollamt, all das wurde erleichtert
oder neu ermöglicht. ("Zur
Sache!"-Rufe bei der ÖVP.)
Wir sind auch weiter als andere Bundesländer,
denn hier gibt es eben die Untersuchungskommission.
(Beifall bei der SPÖ. - Anhaltende
Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Da hier der Rechnungshofpräsident
zitiert wird (GR Walter Strobl: Schämen
Sie sich!): Es ist ja ein ganz besonderer
Skandal, dass dieser Rechnungshofpräsident
von Ihrer Partei gewählt worden
ist. ("Zur Sache!"-Rufe
bei der ÖVP.) "NEWS"
und "Falter" schreiben über
den Herrn, dass er in den Neunzigern
eigenhändig Plastiksäcke
mit nicht deklarierten Parteispenden
entgegengenommen hat. Das ist der
eigentliche demokratiepolitische Skandal
in dieser Republik. (Beifall bei der
SPÖ. - Zwischenrufe bei FPÖ
und ÖVP.)
Übrigens haben auch nicht alle
Minderheitsparteien immer diese Meinung
vertreten. (GR Johannes Prochaska:
Das ist eine Schande für dieses
Haus!) Untersuchungsausschüsse
- ich kann mich noch erinnern, der
Kollege Kabas hat im Jahr 2000 gesagt
(GR Heinz-Christian Strache: So wird
der Pflegeskandal von Ihnen ernst
genommen: Überhaupt nicht ernst
genommen!), man soll mit dem Untersuchungsausschuss
zuwarten, bis das im Parlament geschehen
wird, und das würde ja ohnehin
sehr rasch geschehen. (GR Heinz-Christian
Strache: Es ist wirklich traurig,
dass Sie den Pflegeskandal nicht ernst
nehmen!) Wenn Herr Kabas das wirklich
ernst gemeint hat und nicht nur so
gesagt hat, dann hat er sich auch
in dieser Frage nicht sehr durchgesetzt.
(GR Heinz-Christian Strache: Das zeigt
die soziale Kälte, die Sie haben!
- Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Aber wie schaut es denn auf Bundesebene
wirklich aus? - Der größte
Verhinderer von Untersuchungsausschüssen
ist der Nationalratspräsident
Khol. Herr Khol hat wörtlich
gesagt, er nimmt ein solches Spektakel
von Vorverurteilungen, Kriminalisierungen
... (Anhaltende heftige Zwischenrufe
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR
Rudolf Hundstorfer (unterbrechend):
Meine Damen und Herren, darf ich Sie
bitten, alle gemeinsam: Es geht leiser.
GR Siegi Lindenmayr
(fortsetzend): ... und dem Fertigmachen
unschuldiger Staatsbürger nimmt
er nicht in Kauf, das hat Herr Khol
gesagt, als es um die Einsetzung von
Untersuchungsausschüssen gegangen
ist. Er hat noch einiges gesagt, das
könnte ich jetzt auch alles zitieren.
(Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR
Rudolf Hundstorfer (unterbrechend):
Herr GR Lindenmayr, darf ich bitten,
zum Schluss zu kommen.
GR Siegi Lindenmayr
(fortsetzend): Ich zitiere also nicht,
sondern mache eine persönliche
Bemerkung zum Abschluss: In dem Minderheitenbericht
steht drin, als einer der Vertreter
der Mehrheitsfraktion hätte eine
Sieglinde Lindenmayr teilgenommen.
Genauso, wie das drinnen unwahr ist,
ist auch der gesamte Minderheitenbericht
unwahr. Das ist nur ein Beispiel für
die gesamte Unwahrheit dieses Minderheitenberichts.
(Beifall bei der SPÖ. - Zwischenrufe
bei der ÖVP.) |